Kolumban und Gallus
Die Herkunft des heiligen Gallus ist nicht eindeutig geklärt. Meinen die einen Experten er komme aus Irland, vermuten andere er stamme aus Ostfrankreich.
Im Kloster Luxueil (100 km westlich von Mulhouse FRA) war Gallus der Schüler des heiligen Kolumban, eines irischen Wandermönchs. Kolumban kam mit 12 Begleitern – Gallus war einer davon – über Tuggen ins Rheintal (Bregenz), um dieses Gebiet zu christianisieren. Weil Kolumban der alemannischen und romanischen Sprache nicht mächtig war, stand vor allem der sprachlich begabte Gallus als Prediger an vorderster Front. Ob romanisch oder alemannisch ist nicht belegt.
Kolumban, Gallus und deren Leute vernichteten viele Götzenbilder, so auch in Tuggen und in Bregenz. Von den einen Leuten ernteten sie Zuspruch, von anderen Zorn und Empörung. So sahen sich die Mönche bald Verfolgungen ausgesetzt. Als 612 ihr Schutzherr und Auftraggeber König Theudebert gestürzt wurde, verfügte Herzog Cunzo deren Ausweisung aus Bregenz und eine Anklage.
Kolumban reiste nach Italien. Gallus gab vor, krank zu sein, wahrscheinlich, um sich von seinem Meister trennen zu können. Gallus hatte in Arbon einen Ort gefunden, wo er seine Zelle bauen und in Abgeschiedenheit leben wollte. Von dort aus hätte Gallus mit Priester Willimar zu Herzog Cunzo nach Überlingen gehen sollen, um für dessen schwer kranke Tochter zu beten. Gallus weigerte sich.
Flucht nach Grabs
Er begab sich auf die Flucht und wies seine Brüder an zu sagen, Kolumban habe ihn aufgefordert, schnell nach Italien zu kommen. Mit zwei Brüdern zog Gallus in den «Urwald». Über den Alpstein kamen sie nach Sennwald (Sennius) und zogen ins nächstgelegene Dorf Quaradaues (= Grabs). Dabei mussten sie den Bach Rapida (heute: Simmi, das Wiesenstück heisst immer noch Räppene) überqueren. Der in Grabs tätige, romanische Diakon Johannes nahm die Wanderer für eine Woche bei sich auf.
Rückkehr
In Grabs fand Gallus neuen Mut, vor allem durch die Begegnung mit «dem Gott in Gerechtigkeit und Ehrfurcht» dienenden Diakon Johannes. Willimar kam auch nach Grabs, um Gallus zur Rückkehr zu überreden.
Gallus kehrte zurück und missionierte – auch dank des starken Rückhalts im romanisch-christlichen Rheintal – wieder unter den Alemannen.
St. Gallen
Nach Gallus‘ Tod (719 n. Chr.) gründete der alemannische Priester Othmar zu Ehren von Gallus am Wallfahrtsort eine Abtei und nannte sie St. Gallen.
Quellen
Hilty, Gerold (1981): Die Flucht des heiligen Gallus nach Grabs. In: Terra plana 4. Mels.
Burmeister, Karl H. (1996): Ohne Bregenz kein St. Gallen. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Selbstverlag des Bodenseegeschichtsvereins. Heft 114. Friedrichshafen